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    Aus zehn mach‘ zwölf: Die geförderten Projekte unserer Jubiläumsrunde stehen fest

    Seit 2018 unterstützt das Förderprogramm „Calls for Transfer“ (C4T) innovative Transferprojekte aller Disziplinen aus den staatlichen Hochschulen Hamburgs. In der Gutachtendensitzung vom 26.6.2024 wurden nun zwölf neue Ideen und Forschungsansätze ausgewählt, damit wächst die Gesamtanzahl aller durch C4T geförderten Projekte auf stolze 146.

    Mit 59 Anträgen aus allen staatlichen Hochschulen war von Anfang an klar, dass die Entscheidung über eine Fördervergabe in der Jubiläumsrunde von C4T keine einfache werden würde. Die acht Mitglieder des Gremiums diskutierten bei sommerlichen Außen- und Innentemperaturen  intensiv über die Stärken und Perspektiven der eingereichten Projekte. Nun können wir mit großer Freude verkünden, dass insgesamt zwölf Anträge  gefördert werden können, wobei alle staatlichen Hochschulen Hamburgs vertreten sind.  Mit den nun ausgewählten Projekten zeigt sich einmal mehr, dass in Hamburgs Hochschulen die Begriffe Innovation und Transfer nicht nur multiperspektivisch gedacht, sondern auch realisiert werden. Mithilfe von C4T können die Antragsteller:innen ab sofort in die nächste Phase starten und dabei Lösungswege, Transferansätze und Forschungskooperationen unter anderem in den Fachbereichen Multimediale Komposition, Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Entwicklungsbiologie, Kreislaufwirtschaft, Kunstgeschichte und Medizininformatik weiterentwickeln.

    Früherkennung und Schutz durch Visualisierung und Aufzeichnung

    Der Zeitraum einer Schwangerschaft ist maßgeblich für die lebenslange Gesundheit des Kindes und deshalb gilt es, das Wohlergehen und die Gesundheit der Mutter besonders zu schützen. Neben Umwelteinflüssen stellen Infektionskrankheiten wie Influenza oder SARS-CoV-2 für diesen besonderen Zeitraum ein großes Risiko dar, das durch einen Impfschutz gemindert werden kann. Am UKE Hamburg wird unter der Leitung von Isabel Graf ein Team – bestehend aus Ärztinnen, Forschenden, Hebammen, Patientinnenvertreterinnen, Mediengestalter:innen und Dolmetschenden der Laut- und Gebärdensprache – eine barrierefreie Vermittlung von medizinischen Inhalten entwickeln. Mithilfe unserer Förderung soll ein künstlerisch illustrierter Comic schwangeren Personen den Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Thema „Infektion und Impfungen in der Schwangerschaft“ gewährleisten, um somit die Gesundheit von Müttern und Kindern zu verbessern.

    Im Projekt „Realisierung und Validierung eines Smart Textiles zur objektiven Abschätzung der Hypomimie bei Morbus Parkinson“ steht die Früherkennung von Krankheitsanzeichen im Vordergrund, die durch eine innovative Kopfbedeckung erfasst werden sollen. Morbus Parkinson ist unheilbar und erfordert eine lebenslange Betreuung der Patient:innen, weshalb der Bedarf einer frühen Diagnose besonders hoch ist. Ausschlaggebend für eine bestmögliche therapeutische Unterstützung ist die frühzeitige Erkennung erster Krankheitsanzeichen, die in Bezug auf die Mimik aber nur schwer zu diagnostizieren sind, da sich diese in den Anfangsstadien nur als minimal verändert darstellt. Die Hypomimie, die charakteristisch für das Frühstadium von Morbus Parkinson ist, führt zu einer Verringerung der Gesichtsmimik, das Gesicht der Patient:innen macht einen maskenartigen Eindruck. An diesem Punkt setzt das Forschungsprojekt unter der Leitung von Christopher Gundler (UKE Hamburg) an, das im Rahmen der C4T-Förderung eine innovative Kopfbedeckung testen wird, mithilfe derer motorische Symptome bei Morbus Parkinson im Frühstadium erkannt werden sollen.

    Mensch sein – Architektonische Überlegungen zum Anthropozän und die Inklusion von Prothesen

    Das Anthroprozän bezeichnet eine Umkehrung des bisher geltenden Verhältnisses von Natur zu Mensch: Noch nie in der Geschichte unseres Planeten hatte der Mensch mit seiner Lebensweise derartige Einflüsse auf die Natur. Bezeichnend für dieses Zeitalter ist beispielsweise, dass es mittlerweile mehr gebaute Masse als Biomasse auf dem Planeten Erde gibt. Hält man sich vor Augen, dass das Bauwesen mit rund 25 % des derzeitigen globalen CO2-Ausstoßes zu einem zentralen Treiber des Klimawandels geworden ist, drängt sich die Frage nach einer verantwortungsvollen Architektur der Zukunft auf. Wie eine solche Architektur aussehen könnte, fragt das Projekt „Architecture in the Anthropocene – The Heritage of the Future“ (Professor Friedrich von Borries, HFBK Hamburg). Auf Basis eines Ausstellungsprojektes soll ein kritischer Blick auf den Kanon (westlicher) Architekturgeschichte geworfen werden, wobei vermeintlich repräsentativen Architekturbeispielen geringgeschätzte Gebäude – wie etwa Müllverbrennungsanlagen – gegenübergestellt werden. Auf diese Weise soll das Ausmaß an zerstörerischen Lebensweisen – wie beispielsweise unser Konsumverhalten – deutlicher werden. Doch nicht nur kritische Perspektiven bestimmen dieses C4T-Projekt: Durch die internationale Ausstellungskooperation soll auch ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft der möglichen Baugeschichte entworfen werden, die nachhaltiges, nicht-westliches Wissen zu experimentellen Bauformen vereint. Durch die Ausstellung soll der Öffentlichkeit ein Zugang zu Potenzialen von verantwortungsvollen Baumethoden eröffnet werden.

    Mit „EXTENDED BODIES“ verfolgt ein interdisziplinäres Team aus Künstler:innen, Musiker:innen, Wissenschaftler:innen und Robotiker:innen das Ziel, Körperprothesen im künstlerischen und musikalischen Kontext zu entwickeln sowie zu integrieren und sie so sinnlich erfahrbar zu machen. Die durch die technischen Fortschritte in der Medizin und Robotik erlangten Funktionsersetzungen fehlender Köperteile bedeuten auch ein sich weiterentwickelndes Verhältnis zwischen Mensch und Maschine. Unter der Leitung von Professor Alexander Schubert (HfMT Hamburg) wird das Forschungsprojekt auf Basis unserer Förderung dieses erweiterte Verhältnis nun auf die Integration von Sensoren, Aktoren und Musikinstrumenten anwenden, um Körperprothesen im künstlerischen und musikalischen Kontext zu erweitern und zu optimieren. In Form von Workshops und öffentlichen Präsentationen sollen die Themenfelder Körperlichkeit, Transhumanismus und Abilismus diskutiert und sinnlich erfahrbar gemacht werden.

    Pflanzen der Zukunft und nachhaltige Kreisläufe im Wasser

    In Zeiten des Klimawandels stellt sich die Frage nach Möglichkeiten einer Sicherstellung der Versorgung durch Nahrungsmittel, beispielsweise in Bezug auf die Nutzpflanzen Weizen und Mais. An der Universität Hamburg (UHH) hat das Team um Professor Arp Schnittger innerhalb des Projekts „InCrEdiBLE: Innovating Crop genome Editing By Leveraging base Editors“ eine Genom-Editierungstechnologie entwickelt, die innovative Lösungswege für die klimabedingte Anfälligkeit der Nahrungsmittelproduktion aufzeigt. Durch die Förderung schaffen wir nun einen Rahmen, in dem die Technologie getestet und optimiert werden kann, sodass auf Basis der genetischen Veränderung von Saatgut eine signifikant schnellere, resistentere und ertragreichere Pflanzenzüchtung der Zukunft ermöglicht werden kann.

    Auch das Projekt „AutoreM – Autonome Offshore Kultivierungsanlage für Mikroalgen“ (Alexander Hofmann, Prof. Dr.-Ing. Kerstin Kuchta, TUHH) nimmt den stetig steigenden Bedarf bei gleichzeitigen klimabedingter Verknappung von Nahrungsmitteln in den Blick, fokussiert sich dabei jedoch auf die Bereiche Aquakulturen und marine Lebensräume. Im Zentrum des Forschungsprojektes stehen Mikroalgen, die ein großes Potenzial hinsichtlich des Übergangs von einer fossilen Rohstoffökonomie zur einer biobasierten, nachhaltigen Ökonomie aufweisen. So können aus Mikroalgen nicht nur wertvolle Inhaltsstoffe für die Nahrungs-, Futtermittel-, Chemie- und Pharmaindustrie gewonnen werden, darüber hinaus bedeutet ihre Kultivierung weniger Flächenerbrauch bei schnellerem Wachstum der Pflanzen im Gegensatz zu industriellen Nutzpflanzen an Land. Einen weiteren Vorteil bietet die mögliche Nutzung industrieller Gase, Abwässer und Gärreste für den Zweck der Kultivierung von Mikroalgen eine Option eines nachhaltigen Kreislaufes statt fortschreitender Umweltbelastungen. Die Förderung durch C4T soll nun eingesetzt werden, um einen schwimmenden Reaktor zur Algenkultivierung zu testen, damit sich dieser vollständig autonom und damit maximal ressourcensparend selbständig auf Gewässern bewegt, Kultivierungsparameter erfasst und an eine zentrale Kommunikationseinheit weitergibt.

    In Zeiten der Multikrisen braucht es Ideennetzwerke und Sicherheiten


    Die Multikrisen unserer Zeit erfordern ein breitgefächertes Erforschen der Ursachen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit aus Forschung, Gesellschaft und Wirtschaft. Damit ein solches Ideennetzwerk und die daraus resultierenden Lösungsansätze aber auch realisiert werden können, braucht es Rahmenbedingungen, die diese kritische Anfangsphase unterstützen. Genau an diesem Punkt setzt unser Förderprogramm C4T an – die ausgewählten zwölf Projekte aus allen staatlichen Hochschulen Hamburgs können ab sofort in die Realisierungsphase eintreten. Wir blicken mit Zuversicht und Spannung auf die Ergebnisse!

    Das sind die 12 geförderten Projekte des zehnten Calls

    • OptiMusPro: Optische Muskelkontraktions-Detektion zur zuverlässigen Prothesensteuerung, Prof. Dr. Roman Kusche (HAW Hamburg)
    • Emissionsarme additive Fertigung von metallischen Komponenten durch das KaltgasSpritzen – Efendit, Prof. Dr. Shahram Sheikhi (HAW Hamburg)
    • MICADO.OS – Entwicklung eines Betriebs- und Geschäftsmodells für ein Social GovTech Startup mit der Plattform „MICADO“, Prof. Dr.-Ing. Jörg Rainer Noenning (HCU Hamburg)
    • Architecture in the Anthropocene – The Heritage of the Future (Prototyp und Anleitung für eine öffentlichkeitswirksame Ausstellung), Prof. Dr.-Ing. Friedrich von Borries (HFBK Hamburg)
    • EXTENDED BODIES – Body-Awareness durch künstlerische Körpererweiterung, Prof. Dr. Alexander Schubert, HfMT Hamburg
    • AutoreM – Autonome Offshore Kultivierungsanlage für Mikroalgen, Alexander Hofmann, Prof. Dr. Ing. Kerstin Kuchta, (TUHH)
    • Erhöhung der chirurgischen Präzision: Nutzung der mechanoelastischen Kartierung für verbesserte Gewebeinteraktion und intelligente Impedanzkontrolle in Anwendungen der minimalinvasiven Chirurgie, Dr.-Ing. Mohammad Sadeghi, Prof. Dr.-Ing. Thorsten A. Kern, Prof. Dr. med. Eike Sebastian Debus (TUHH & UKE Hamburg)
    • InCrEdiBLE: Innovating Crop genome Editing By Leveraging base Editors, Prof. Dr. Arp Schnittger (UHH)
    • SUPERCHAR: Klärschlammbasierte Pflanzenkohle als Phosphor-Kalium-Langzeitdünger für den landwirtschaftlichen Einsatz und als CO2-Speicher, Dr. Marie-Elena Vorrath (UHH)
    • Entwicklung eines web-basierten Systems zur Dokumentation von wissenschaftlichen Experimenten mit Versuchstieren zur Sicherung des Tierwohls, Prof. Dr. med. Petra Arck, Dr. rer. nat. Dr. med. Carsten Grohmann (UKE Hamburg)
    • Mutter und Kind schützen durch COMICS ‚COnveying Medical Information through ComicS’, Isabel Graf (UKE Hamburg)
    • Realisierung und Validierung eines Smart Textiles zur objektiven Abschätzung der Hypomimie bei Morbus Parkinson, Christopher Gundler, (UKE Hamburg)

    „Calls for Transfer“ wird von der Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke (BWFGB) der Freien und Hansestadt Hamburg finanziert und befindet sich in Trägerschaft der Technischen Universität Hamburg (TUHH). Das Projekt wird von uns aktiv umgesetzt und koordiniert, wobei das Gremium unabhängig von uns entscheidet.